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Wir über uns
Die Gesellschaft hat sich zur Aufgabe gemacht, »das Andenken der Dichterin zu bewahren und in der Öffentlichkeit lebendig zu erhalten, die Bedeutung ihres Werkes herauszustellen, es zu deuten und Maßnahmen durchzuführen, die diese Aufgabe erfüllen helfen« (Satzung).
Die Gesellschaft ist selbstlos tätig; sie verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke.
Die Agnes-Miegel-Gesellschaft möchte den Kontakt mit ihren Mitgliedern pflegen durch
- die Versendung von Sommer- und Winterbriefen
- Einladungen zu ihren Veranstaltungen und Tagungen
- Jahresgaben
- die Instandhaltung und Pflege des Agnes-Miegel-Hauses in Bad Nenndorf als Gedenkstätte und als Treffpunkt für Besucher (Öffnungszeiten siehe Homepage)
- monatliche Lesungen aus den Werken der Dichterin (jeden letzten Mittwoch im Monat um 15:30 Uhr im Agnes-Miegel-Haus)
- die jährlichen Agnes-Miegel-Tage Anfang März jeden Jahres (Ankündigung im Winterbrief) in Bad Nenndorf
- die Gedenkveranstaltungen zum Todestag der Dichterin Ende Oktober jeden Jahres in Bad Nenndorf
Ihr Weg zur Mitgliedschaft in der Agnes-Miegel-Gesellschaft:
Wir hoffen, dass Ihnen eine Mitgliedschaft in der Agnes-Miegel-Gesellschaft zusagen wird. Der Mindestbeitrag beträgt im Jahr 30 Euro. Spenden sind sehr willkommen, denn die Gesellschaft kann nicht allein durch öffentliche Zuwendungen ihren Aufgaben gerecht werden.
Bei Interesse an einer Mitgliedschaft in der Agnes-Miegel-Gesellschaft wenden Sie sich bitte an:
Agnes-Miegel-Haus
Agnes-Miegel-Platz 3
31542 Bad Nenndorf
Telefon 05723 - 917 317
Bankverbindung:
IBAN: DE50 2555 1480 0550 2293 71
Sparkasse Schaumburg
(BIC: NOLADE21SHG)
Die Mitgliedschaft kann mit vierteljährlicher Frist zum Jahresende gekündigt werden.
Organe der Gesellschaft sind:
- die Mitgliederversammlung
- der Vorstand und
- der Beirat
Vorstand und Beirat
Vorstand:
1. Vorsitzende
Dr. Marianne Kopp
Am Kellerberg 16
86391 Stadtbergen
Telefon 0821 - 2432879
e-mail: koppmarianne(at)web.de
2. Vorsitzende
Annemete v. Vogel
Mozartstr. 3
31515 Wunstorf
Telefon 05033 - 2222
Schriftführer
Dr. Einhart Werhahn
An der Hohnhorst 12
31535 Neustadt
Telefon 05034 - 675
Schatzmeister
Ludwig Kast
Harrenhorst 17
31542 Bad Nenndorf
Tel. 05723 - 9 08 12 99
e-mail: ludwig.kast(at)arcor.de
Beirat:
Sabine Crone, Nienstädt
Reiner Niehus, Lemgo
Brigitte Schulze, Brietlingen
Pressesprecher:
Detlef Suhr
Agnes-Miegel-Straße 42
26188 Edewecht
Tel. 0 44 86 - 22 42
e-Mail: kultours(at)t-online.de
Zahl der Mitglieder: 296 (Stand: Mai 2013)
Die Geschichte der Gesellschaft:
1969, fünf Jahre nach dem Tode Agnes Miegels (1879-1964), gründete Oberschulrat Erich Grimoni zusammen mit einem Kreis alter Freunde und Verehrer Agnes Miegels die Agnes-Miegel-Gesellschaft (AMG) im niedersächsischen Bad Nenndorf. Dort hatte die Dichterin nach ihrer Flucht aus Königsberg ihren Alterssitz gefunden. Die erste Mitgliederversammlung der AMG fand am 9. März 1969, am 90. Geburtstag der Dichterin, statt.
Die Gesellschaft hat sich zur Aufgabe gemacht, »das Andenken der Dichterin zu bewahren und in der Öffentlichkeit lebendig zu erhalten, die Bedeutung ihres Werkes herauszustellen, es zu deuten und Maßnahmen durchzuführen, die diese Aufgabe erfüllen helfen« (Satzung). Diesem Ziel entsprach es auch, daß man 1971 das Haus käuflich erwarb, in dem Agnes Miegel seit Juni 1953 in Bad Nenndorf gewohnt hatte. Es ist ein schlichtes Siedlungshaus, erbaut von der Gemeinde Nenndorf auf Betreiben der damaligen Regierungspräsidentin von Hannover, Dorothea Bähnisch (1899-1973). Hier war der Dichterin lebenslanges Wohnrecht zugestanden, allerdings nur im Parterre und zur Miete. Die »Familie« Agnes Miegels bestand damals aus drei Personen: Seit 1920 gehörte das treue ostpreußische Hausmädchen Elise Schmidt dazu, die nach 40 Jahren von der Dichterin adoptiert und damit ihre Erbin wurde. Nach 1945 lernten beide auf Schloss Apelern bei Bad Nenndorf die junge Heimgart von Hingst (1923-1978) kennen, die sich Agnes Miegel bald anschloß und in die »Familie« aufgenommen wurde. Nach dem Tode Elise Schmidt-Miegels 1972 zog Heimgart von Hingst vom Parterre ins Dachgeschoß des Miegel-Hauses. So konnte die Gesellschaft nach kostspieliger Instandsetzung schon zum 26. Oktober 1974, dem 10. Todestag der Dichterin, im Erdgeschoss vier Gedenk- und Erinnerungsräume öffentlich zugänglich machen. Die bis heute steigende Zahl von Besuchern, auch aus dem Ausland, rechtfertigt den Entschluss, die Wohnung der Dichterin als Gedenkstätte zu öffnen.
Ohne Frage weisen die genannte Zielsetzung wie auch die bis jetzt realisierten Projekte die AMG als eine literarische Gesellschaft aus. Aber man darf auch die Motivation nicht übersehen, die über das rein Literarische hinausging: das Bekenntnis und die Liebe zur ostpreußischen Heimat in Natur und Geschichte. Es waren heimatvertriebene Ostpreußen, die die AMG gründeten und die in Person und Werk Agnes Miegels vor allem die starke Bindung zu Ostpreußen verehrten. Das beweist der Name »Mutter Ostpreußens«, den man ihr bald nach ihrem 70. Geburtstag gab. Anni Piorreck sieht die Motivation für diese Verehrung sicher richtig, wenn sie in ihrer Biographie Agnes Miegels u.a. schreibt: » Es war vor allem die neue Erfahrung, daß das Verlorene in einer Dichtung, ja oft nur in ein paar Versen plötzlich in einem höheren Sinn unverlierbar werden kann.«
Vor allem den ostpreußischen Landsleuten verdankt die AMG also ihre Entstehung, den Erwerb der Dichterstätte und zu einem guten Teil bis heute ihre hohe Zahl von derzeit fast 600 Mitgliedern und 18 russischen Mitgliedern aus Kaliningrad/Königsberg. Aber in diesem ostpreußischen Fundament der Gesellschaft war auch ihre eigene Krise enthalten, die im Laufe der Zeit sichtbar wurde: Durch die Ostpreußen, die in Agnes Miegel und ihrer Dichtung vor allem die verlorene Heimat wiederfanden, also durch die »Erlebnisgeneration«, verstärkte sich eine speziell ostpreußische, also heimatbezogene Rezeption des Miegelschen Werkes, die auf die Dauer zu einer Verengung, ja Verfälschung seiner Einschätzung geführt hätte. Agnes Miegel drohte dabei in den Augen der übrigen Welt zu einer ostpreußischen Heimatdichterin zu verkümmern. Die Sicht auf die Dichterin und ihr Werk muss sich neu einstellen. Wenn die AMG daher im Jahre 1989 der »Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften« beigetreten ist, so steht dieser Schritt nicht zuletzt auch im Zeichen einer neu differenzierten Zielsetzung. Danach soll das Gesamtwerk in seiner literarischen Qualität im Mittelpunkt des Interesses stehen. Dieses aber setzt voraus, daß zuvor gewisse Klischees abgebaut werden, die eine vorurteilsfreie Rezeption verhindern.
Agnes Miegel ist ebensowenig nur für Ost- und Westpreußen interessant wie Theodor Storm nur für Schleswig-Holstein, Annette von Droste nur für Westfalen, Theodor Fontane nur für Brandenburger, Eichendorff nur für die Schlesier und Mörike nur für die Württemberger. Sie hat es vermocht, ostpreußische Natur, Geschichte und Menschen über die Ebene der bloßen Heimatliteratur hinaus in den Raum der großen deutschen Literatur zu stellen.
Mit dem Heimatklischee verbindet sich eng das der Blut-und-Boden-Dichterin. Der zeitweilig stark betonte heimatliche Hintergrund vieler ihrer Werke hat zweifellos auch dazu beigetragen, sie in jenem Sinne abzustempeln. Mehr aber noch war es ihr Irrtum, in Hitler für eine gewisse Zeit vor allem den Retter des deutschen Ostens zu sehen. Dabei ist ihr Leben auf einem nach dem Versailler Vertrag besonders gefährdeten Außenposten des damaligen Deutschen Reiches, nämlich der »Insel Ostpreußen« zu berücksichtigen. Es sei hier auf das ausführliche Kapitel »Der große Irrtum« der Miegel-Biogiaphie von Anni Piorreck verwiesen. Weiterhin sollte zur Kenntnis genommen werden, daß die Witwe des namhaften Widerstandskämpfers Carl F. Goerdeler, Anneliese Goerdeler, mit Agnes Miegel nach 1945 wieder eine herzliche Verbindung einging und daß die Jugendfreundin Tony Jacoby ihr aus Israel »Schalom« bot. Zu den nach der Vertreibung gewonnenen Freunden zählten übrigens betont christliche Dichter wie Manfred Hausmann und Pazifisten wie Fritz Usinger und Hermann Hesse.
Ein drittes Klischee, mit dem man die geistige Kontur der Dichterin häufig zu sehr vereinfachte, ist das der bloßen »Balladendichterin«. Ohne Frage genügen die sogenannten »Meisterballaden« der Zwanzigerin, um ihr einen festen Platz in der deutschen Literaturgeschichte zu sichern. Aber es ist einseitig, ihr Werk nur unter dem Gesichtspunkt der Erneuerung der Ballade um 1900 zu sehen. Sie hat auch in Lyrik und Prosa Bedeutendes geleistet. Der Forschung stehen noch große Aufgaben bevor, die teils erst im Ansatz, teils noch gar nicht aufgegriffen wurden. Da wäre an erster Stelle eine historisch-kritische Ausgabe der Werke zu nennen, die auch einen großen Teil der Briefe der Dichterin enthalten müßte. Auch sie sind ein eigener und unveräußerlicher Teil ihrer Prosa. Bislang gibt es nicht einmal eine ausgewählte Leseausgabe. Allein mit Hilfe ihrer umfangreichen Korrespondenz wäre noch manche Lücke in der Biographie zu schließen. Die Interpretation ihres Werkes hat eine neue Stufe genommen seit der Arbeit von Heinz-Georg Kyritz: "Das Unbewusste im Dichtungserlebnis Agnes Miegels" (1971) Kyritz untersucht hier, wie sich die exzeptionelle visionäre Begabung der Dichterin im Werk ausdrückt, und zwar nicht nur vom Inhalt ihrer Vorstellungen her, sondern auch von der Struktur des Werkes aus. Hier öffnet sich ein weites Feld, das zu Vergleichen im gesamteuropäischen Kulturraum anregt.
Ein anderes Thema wäre das Werk in seiner Vermittlungsstellung zwischen Ost und West. Agnes Miegel hat 1931 einmal von der Makleraufgabe gesprochen, die den Ostdeutschen zukomme und von der »... heitere(n) Weltoffenheit des Kolonialdeutschen, den die Natur zum Makler zwischen Mutterland und Ostvölkern bestimmt hat.«
Diese Seite ihres Wesens hat nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Machtsystems im Osten ungeahnte Aktualität gewonnen. Am 26. Oktober 1992 konnte die AMG in Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg, eine Gedenktafel für Agnes Miegel in russischer und deutscher Sprache an der letzten Wohnung der Dichterin enthüllen. In der Folgezeit thematisierte auch die russische Germanistik der Universität Kaliningrad das Werk Miegels. Dazu entstand als russischer Zweig der AMG die »Gruppe Königsberg« mit derzeit 18 Mitgliedern. So hat das Werk von Agnes Miegel gerade im Raum ihrer Heimat seine übernationale völkerverbindende Qualität erwiesen.
Der im Frühjahr 1989 begonnene Aufbau eines Archivs mit Autographen der Dichterin und Dokumenten zu ihrem Leben gilt als besonderer Schwerpunkt für die zukünftige Arbeit. Der Hauptteil des Nachlasses wurde 1974 vorgeordnet dem Deutschen Literatur-Archiv in Marbach übergeben. Doch viele Besitzer finden für den Verbleib ihrer Miegel-Dokumente besser und leichter den Weg ins Miegel-Haus, so daß sich der Aufbau eines Archivs auch dort rechtfertigt. Aber es ist nicht als Konkurrenz zu Marbach gedacht, sondern man arbeitet zusammen, durch Austausch von Kopien, so daß es auch norddeutschen Forschern und Studierenden leichter möglich ist, in der Nähe ihrer Arbeitsstätte an die Quellen zu kommen.
Schließlich sei noch erwähnt, daß die AMG auch den Stimmen der Dichterfreunde Agnes Miegels Gehör verschaffen möchte. Dazu gehören nicht nur die bereits oben Erwähnten, sondern lebensbegleitend Lulu von Strauß und Torney und Börries von Münchhausen, deren Jugendheimat, das Schaumburger Land, die Altersheimat Agnes Miegels wurde. Vergessen seien auch nicht Alma Rogge, Moritz Jahn und Waldemar Augustiny als Vertreter des norddeutschen Dichterkreises und Gertrud von Le Fort.
Annelise Raub.
(Vollständige Fassung in: Literarische Gesellschaften in Deutschland. Berlin 1991; 2. Auflage Berlin 1995
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